In den letzten Jahren ist die Lichtverschmutzung, also die Aufhellung des Nachthimmels durch künstliches Licht, zunehmend in die öffentliche Aufmerksamkeit gerückt. In der Zwischenzeit häufen sich die Hinweise auf die negativen Folgen für Natur und Mensch. Die gesundheitsschädlichen Auswirkungen von Lärm sind hingegen schon länger bekannt und finden ihren Niederschlag in der Lärmschutzpolitik und in Handlungsempfehlungen, zum Beispiel der Weltgesundheitsorganisation (WHO).
Wann hast du das letzte Mal einen Himmel voller Sterne gesehen? Schon lange nicht mehr? Dann geht es dir wie den meisten Menschen in den Industrienationen. Mehr als 80 % der Weltbevölkerung leben bereits unter einem lichtverschmutzten Himmel. In Europa und den USA sind es sogar 99 % der Bevölkerung. Lichtverschmutzung lässt stockdunkle Nächte selten werden. Zu viel Kunstlicht kann auf Dauer krank machen, vor allem das kalte blaue LED-Licht von Leuchtreklamen und moderner Straßenbeleuchtung. Aber auch das Licht von Fernsehern, Handys oder Laptops wirkt auf uns wie Tageslicht und hält uns wach. Wie der Mensch leiden auch andere tagaktive Organismen unter den zu hellen Nächten, weil sie sich nicht mehr richtig regenerieren können. Künstliche Beleuchtung stört ganze Ökosysteme. Nachtaktive Vögel und Insekten werden in ihrem Rhythmus oder bei der Orientierung gestört.
Ähnliche Auswirkungen auf unsere Gesundheit hat Lärm. In der Studie „Burden of disease from environmental noise“ des Regionalbüros für Europa der WHO wird der Verlust an gesunden Lebensjahren durch Umgebungslärm in Europa quantifiziert: Verkehrslärm ist nach Luftverschmutzung das Umweltproblem mit den zweitstärksten Auswirkungen auf die Gesundheit. Die europäische Bevölkerung verliert wegen der gesundheitsschädigenden Auswirkungen von Umgebungslärm jedes Jahr mindestens eine Million gesunde Lebensjahre. Lärmfreie Zonen finden sich im Alltag nur mehr sehr schwer. Man wird fast überall mit Musik beschallt: in Geschäften, in Lokalen, in Fußgängerzonen, auf Schiliften etc. Auch zu Hause läuft oft die Stereoanlage oder der Fernseher, klingeln ständig Telefone, und von draußen ist Autolärm zu hören.
2019 haben die Naturfreunde am Institut für Soziale Ökologie der Universität für Bodenkultur eine Studie zum Thema "Licht- und lärmarme Gebiete Österreichs" in Auftrag gegeben. Man untersuchte, wo es in Österreich noch Flächen mit geringer Lichtverschmutzung und niedriger Lärmbelastung gibt. Die Ergebnisse wurden mit dem Hüttennetzwerk der Naturfreunde verschnitten und anhand ihrer Ausprägung hinsichtlich Licht- und Lärmbelastung bewertet.
Die Studie zeigt, dass große Gebiete Österreichs von Lichtverschmutzung und/oder Lärmquellenbelastung betroffen sind. Großstädte wie Wien, Linz, Salzburg und Graz sowie ihr Umland sind von hohen Lärm- und Lichtverschmutzungswerten gekennzeichnet. Aber auch Beckenlandschaften wie das Klagenfurter und Grazer Becken sowie (inner-)alpine Täler (Inntal, Mur-Mürz-Furche, Rheintal) zeigen sehr hohe Werte. Obwohl sich die höchsten Lichtverschmutzungswerte mit hohen Lärmquellenwerten decken, zeigen sich auch Unterschiede. So gibt es Regionen mit hohen Lärm-, aber niedrigeren Lichtverschmutzungswerten, etwa den oberösterreichische Zentralraum.
Gebiete, die weder von Licht- noch von Lärmbelastung stark betroffen sind, trifft man vor allem in alpinen Regionen an, die noch weitgehend frei von zivilisatorischen Einrichtungen sind. Während es in kleinen Seitentälern noch mittlere Belastungswerte gibt, nehmen diese mit zunehmender Seehöhe schnell ab, sodass diese Flächen als Ruheräume für Mensch und Tier angesehen werden können. Im außeralpinen Bereich gibt es kleinere Gebiete wie den Kobernaußerwald, den Weinsberger Wald und das Umland des Neusiedler Sees, die durchgehend niedrige Belastungswerte aufweisen. Flächen mit niedriger Lärm- und Lichtbelastung sind wertvoller Erholungsraum.
Die Hütten der Naturfreunde Österreich liegen, bis auf wenige Ausnahmen, in Regionen, die man als wenig licht- und lärmbelastet ansehen kann. 21 Naturfreunde-Hütten stehen in einem ganz besonders licht- und lärmarmen Bereich. Wer also Erholung und Ruhe braucht, schaut am besten auf unsere Hüttenhomepage www.naturfreunde-huetten.at und besucht schon bald unsere Hütten!
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass in Österreich zwar noch großflächige Ruhe- und Erholungsräume n sind, diese aber durch Zersiedelung, Ausbau der Infrastruktur und zunehmender Mobilität immer mehr unter Druck geraten und deshalb besonderen Schutz brauchen. Die Naturfreunde werden sich dafür einsetzen, dass die letzten naturnahen Lebensräume Österreichs erhalten bleiben!
Auf www.umwelt.naturfreunde.at findest du die Detailergebnisse der Studie „Licht- und lärmarme Gebiete Österreichs“.
Zu allererst sollte man seine eigenen Lichtquellen hinterfragen. In Gärten und sonstigen Außenbereichen sollte man Lampen vermeiden, die nur der Dekoration dienen, und keine Bäumen und Sträucher anstrahlen. Sie sind Lebensraum von Vögeln, Insekten und anderen Tieren. Man sollte im Freien nur Lichtquellen verwenden, die abgeschirmt von oben nach unten strahlen.
Egal, ob drinnen oder draußen: Licht immer ausschalten, wenn es nicht benötigt wird!
Musik (über Kopfhörer) in mäßiger Lautstärke hören und bei lauten Konzerten oder in der Disco Gehörschutz benutzen. Wir sollten unnötige Geräusche vermeiden: zum Beispiel kein Fernseh- oder Radiogerät im Hintergrund laufen lassen und unbenutzte Geräte wie den PC ausschalten.
Ruhepausen machen: ab und zu einen stillen Ort aufsuchen und für ein ruhiges Schlafzimmer sorgen.
Wenn wir auf andere Menschen Rücksicht nehmen und Lärm vermeiden, wird es für alle leiser!