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Europas größtes Umweltdrama findet in den rumänischen Urwäldern statt

Die meisten der letzten Urwälder der EU sind in Rumänien zu finden. Sie sind jedoch durch den laufenden kommerziellen Holzeinschlag unmittelbar bedroht, selbst in Nationalparks und Natura-2000-Gebieten, so berichten die Umweltorganisationen EuroNatur und Agent Green.

 

Im Dezember 2017 veröffentlichten die beiden NROs die erste Episode der investigativen Online-Dokumentarserie „Out of Control", die Beweise für eine akute und brutale Abholzung von Urwäldern im Domogled-Valea Cernei Nationalpark zeigt. Ermittler von Agent Green haben das letzte unberührte Tal des Parks besucht, das im vergangenen Frühjahr von Wald- und Parkbehörden für die kommerzielle Abholzung freigegeben wurde und skandalöse Verwüstungen unberührter Natur entdeckt.

 

 

„Die Zerstörung von Urwäldern in Rumänien ist heute das größte und dringlichste Naturschutzdrama Europas. Aber das merkt kaum jemand", sagt Gabriel Schwaderer, Geschäftsführer der EuroNatur Stiftung. „Wenn jetzt nichts unternommen wird, werden viele dieser wertvollen Wälder in den nächsten zwei bis drei Jahren verschwinden", erklärt Gabriel Paun, Präsident von Agent Green.

 

Bitte die Petition "Rettet die Paradieswälder Rumäniens" unterstützen und weiterleiten. Jede Stimme zählt. Die Online-Petition findet ihr hier: http://www.saveparadiseforests.eu/de/petition/

EuroNatur und Agent Green fordern die rumänische Regierung auf, den kommerziellen Holzeinschlag in allen rumänischen Nationalparks sofort zu stoppen, alle Ur- und Altwälder in Nationalparks in die sogenannten Kernzonen einzubeziehen und ein modernes, unabhängiges und gut finanziertes Nationalparkmanagementsystem einzuführen. Auch die EU müsse sich aktiv dafür einsetzen, dieses wertvolle europäische Naturerbe zu erhalten.

 

Bewusste Zerstörung in rumänischen Nationalparks

In den rumänischen Nationalparks werden jahrhundertealte Bäume für Produkte wie Holzwerkstoffe, Brennholz und Zellstoff gefällt. In der überwiegenden Mehrheit dieser „geschützten Gebiete" findet kommerzieller Holzeinschlag statt. So werden große Flächen mit wertvollen, artenreichen Urwäldern vernichtet. Das Abholzen geschieht mit Genehmigung der Nationalparkverwaltungen und direkt vor den Augen der Regierung. 12 von 13 Nationalparks in Rumänien erfüllen nicht die internationalen Schutzkriterien. Diese verbieten ausdrücklich die industrielle Ausbeutung von Ressourcen. Der rumänische Staat bietet keine Grundfinanzierung für die Nationalparks. Die meisten Nationalparks und Naturparks werden von der rumänischen staatlichen Forstgesellschaft Romsilva verwaltet und finanziert. Umweltschützer und Wissenschaftler beklagen, dass Romsilva Profit vor Naturschutz stellt.

 

Abholzen alter Wälder für billige Produkte?

Während alte Waldbestände den höchsten Erhaltungswert aufweisen, sind sie wirtschaftlich von niedrigstem Wert und entsprechen der sogenannten „Brennholzqualität". Ein Teil des Holzes endet in massiven Möbeln, das meiste allerdings wird zu Holzplatten und Feuerholz. Kürzlich hat die rumänische Holzindustrie mit Unterstützung der Regierung eine angebliche „Feuerholzkrise" beschworen. Diese „Feuerholzkrise” rechtfertige die Abholzung alter Wälder, um zu verhindern, dass die Menschen im Winter erfrieren. Nur etwa 3 Prozent der 6,5 Millionen Hektar Wald in Rumänien gehören zum Altbestand oder gelten als unberührt. „Zu argumentieren, dass wir uralte Wälder wegen einer plötzlichen „Feuerholzkrise" zerstören müssen, ist eine bewusste Manipulation der Wahrheit. Es gibt viele degradierte Wälder im Land, in denen die Gewinnung von Feuerholz weniger Auswirkungen auf die biologische Vielfalt hätte und nicht gegen Naturschutzverpflichtungen verstoßen würde", sagt Gabriel Paun.

 

 

Rumänische Regierung und EU müssen unverzüglich Maßnahmen ergreifen

EuroNatur und Agent Green fordern von der rumänischen Regierung - die Vergrößerung der Kernzonen der Nationalparks nach internationalen Standards (mindestens 75 Prozent der Fläche).

 

- den Stopp des kommerziellen Holzeinschlags in allen rumänischen Nationalparks.

 

- alle Primär- und Altwälder in Nationalparks in den Kernzonen einzubeziehen.

 

- die Verabschiedung eines modernen und unabhängigen Nationalparkmanagementsystems nach Best-Practice-Modellen wie in Schweden, Deutschland oder Österreich.

 

- privaten Waldbesitzern innerhalb der Nationalparkgrenzen eine angemessene Entschädigung zu gewähren.

 

- Maßnahmen zu ergreifen, um eine angemessene Strafverfolgung in Rumänien sicherzustellen.

 

 

Hintergrundinformationen

Die Dokumentarserie „Out of Control" ist Teil der Kampagne „Save Paradise Forests". Diese internationale Kampagne zielt darauf ab, die wertvollsten Urwälder der Karpaten vor allem in Rumänien zu schützen. Sie wird gemeinsam von EuroNatur und Agent Green koordiniert und durchgeführt. Mehr Informationen und ein Hintergrundpapier zum Domogled Nationalpark finden Sie unter www.saveparadiseforests.org.

 

 

AGENT GREEN ist eine rumänische Nichtregierungsorganisation, sie wurde 2009 in Rumänien zum Schutz der Umwelt und der biologischen Vielfalt gegründet. Die Organisation hat sich zum Ziel gesetzt, Umweltverbrechen zu untersuchen, diese Verbrechen strategisch aufzudecken und sich für den Schutz der Natur und das Wohlergehen künftiger Generationen einzusetzen.

 

Die Stiftung EuroNatur mit Sitz in Radolfzell am Bodensee ist Expertin für den Naturschutz in Europa und kümmert sich um den Schutz der wichtigsten Lebensräume. Ziel der Stiftung ist, ökologisch wertvolle Gebiete miteinander zu verbinden, indem Naturkorridore geschützt oder neu geschaffen werden - zu Lande, zu Wasser und in der Luft.

 

Intakte, aber ungeschützte Urwälder in Rumänien. Hier zu sehen der Jiu Valley National Park.
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