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Ökologisierung der Naturfreundehütten

Die meisten öffentlich zugängigen Hütten der Naturfreunde Österreich liegen in Nationalparks sowie in Naturschutzgebieten oder in ökologisch sensiblen alpinen Regionen. Zu den wichtigsten Aufgaben der Naturfreunde zählen deshalb die Modernisierung und der ökologische Betrieb der Schutzhütten und Naturfreundehäuser. Neueste Technologien sorgen unter anderem für die umweltverträgliche Energieversorgung und Abwasserreinigung.

Die alpinen Vereine haben in der zweiten Hälfte des 19. und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts mit dem Bau von Hütten und Wegen den Grundstein für den Alpintourismus und für das wanderbare Österreich gelegt. Heute sind die Hütten und Häuser der Naturfreunde Österreich zwischen 50 und 100 Jahre alt. Ihre Erhaltung, die notwendige Standardverbesserung und Ökologisierung bedeuten für den Verein eine große Bürde. Dass die alpinen Vereine diese Last nicht alleine tragen können, erkannte erstmals die Regierung Kreisky in den 1970er-Jahren, und der damalige Handeslminister Dr. Josef Staribacher riefen die Bundeshüttenförderung der Republik Österreich ins Leben, die bis heute erfreulicherweise Bestand hat. Ohne die Zuwendungen des Wirtschaftsministeriums, wäre die alpine Infrastruktor als sicherer und nachhaltiger Freizeitraum nicht zu gewährleisten!

 

Der Klimawandel und die daraus resultierende Zunahme von Unwettern sowie das Abschmelzen der Gletscher bewirken, dass die Erhaltungskosten des Bergwegenetzes massiv steigen. Der finanzielle Druck auf die alpinen Vereine ist daher in den letzten Jahren auch in diesem Bereich ständig gestiegen.

 

In den letzten Jahren wurden im Naturfreunde-Hüttenbau Meilensteine gesetzt. Das Buchsteinhaus im Gesäuse, oder das Knofelebenhaus am Schneeberg beispielsweise wurden nach den Maßstäben zeitgemäßer Alpinarchitektur neu errichtet; das Traunsteinhaus in Oberösterreich wurde saniert und teilweise neu gebaut. Viele andere Hütten und Häuser, etwa das Wiesberghaus am Dachstein, wurden mit umfassenden Renovierungs- und Verbesserungsmaßnahmen (Ausstattung mit Solar- und Photovoltaikanlagen, Wärmedämmung, Anlagen für eine umweltgerechte Ver- und Entsorgung) modernisiert und auf einen herzeigbaren ökoligischen Standard gebracht.

Mit dem neu erbauten Dr.-Karl-Renner-Haus entstand in herrlicher Lage in Saalbach-Hinterglemm ein moderner Stützpunkt für Alpinskifahrer, Skitourengeher und Mountainbiker.

 

Alleine in den letzten 8 Jahren investierte man rund 4 Millionen Euro für die Errichtung von Solar- und Photovoltaikanlagen sowie für wärmedämmende Maßnahmen. Weitere 3 Millionen Euro wurden für die umweltgerechte Ver- und Entsorgung von Abwässern aufgewendet.

 

Die Naturfreunde leisten jährlich rund 80.000 freiwillige und unbezahlte Arbeitsstunden für die Instandhaltung der Hütten und den Wegebau!

 

Abwasserentsorgung in alpinen Regionen - essentiell für den Schutz unserer einzigartigen Bergwelt!

 

Mit der zunehmenden Nutzung dieser Landschaften als ganzjähriger Erholungsgebiete, der zunehmenden Anzahl an Besuchern und nicht zuletzt deren hohen Ansprüchen an den Bewirtungskomfort, nimmt allerdings die Abwasserproblematik in den alpinen Regionen zu. Die Gewässer in alpinen Regionen sind aber besonders sensibel und anfällig gegenüber Verunreinigungen. Besonders in Karstgebieten sind die Auswirkungen von Gewässerverunreinigungen besonders kritisch. Nur wenige Schutzhütten können aufgrund der exponierten Lage an den öffentlichen Kanal angeschlossen werden. Daher müssen Schutzhütten Insellösungen finden, sei es durch biologische Kläranlagen, Trocken-Kompost Toiletten oder Sammeln der Abwässer in Auffangbehältern und regelmäßiger Abtransport zur Entsorgung ins Tal.

 

Die Abwasserentsorgung (Duschen, WC, Küche) ist in alpinen Regionen sehr viel schwieriger zu bewerkstelligen als im Tal. Nicht nur die exponierte Lage auch die starken Mengen- und Konzentrationsschwankungen sind zu beachten und stellen die Planer vor schwierige Aufgaben. Die Zusammensetzung der Abwässer ändert sich durch unterschiedliche Frequentierung im Tages- und Wochenverlauf. Umso wichtiger sind hier gut durchdachte Lösungen um die Gefährdung des Wassers in alpinen Regionen auszuschließen. Kompost- bzw. Trockentoiletten verschmutzen keine Seen, Flüsse, Bäche, Ozeane oder Erde. Sie produzieren Humus, ein nützliches Endprodukt für die Erde - ohne kostbares Wasser zu verschwenden. Auch die Gföhlberghütte im Wienerwald bedient sich eines solchen Toilettensystems. Aber nicht nur die menschlichen - auch die Küchenabfälle werden ohne Chemikalien zersetzt und daraus wertvoller Dünger bzw. Humus gewonnen. Überhaupt wurde beim gesamten Bau der Hütte auf strenge ökologische Kriterien/Richtlinien geachtet (Lärchenholz aus eigenem Wald in  der richtigen Mondphase geschlägert, Fundamente aus Steinen der näheren Umgebung (max. 100 Meter), Dämmmaterial aus Schafwolle, Stromversorgung erfolgt durch Photovoltaik- und Windkraftanlage, Warmwasser durch Solaranlage, Trockenkompost-WC ohne Verschwendung von Trinkwasser, sämtliche wasserführenden Armaturen sind Spararmaturen). Für den gesamten Bau der Gföhlberghütte wurden von den Naturfreunden der Ortsgruppe Eichgraben über 14.000 ehrenamtliche und unentgeltliche Arbeitsstunden geleitet! Biologische Kläranlagen leisten einen wichtigen Beitrag für den Umwelt- und Gewässerschutz im alpinen Bereich. Auch das Traunsteinhaus der Naturfreunde in den oberösterreichischen Voralpen hat sich aus diesem Grund für den Bau einer biologischen Pflanzenkläranlage entschieden. Die Pflanzenkläranlage verfügt über drei Abwasserteiche und 63 m Pflanzenbahnen mit 1 % Gefälle. Mit über 1.500 unentgeltlich geleisteten Arbeitsstunden trugen die Mitglieder und Funktionäre der Naturfreunde Gmunden sowie viele freiwillige Helfer wesentlich zum Bau dieser Pflanzenkläranlage bei, welche sich bis heute bestens bewährt.

 

Sparsamer Umgang bei Energie und (Ab-)Wasser auf Hütten in alpinen Regionen schützt die Natur und gewährleistet den Erhalt der einzigartigen Fauna und Flora unserer Bergwelt.

 

 

 

 

 

 

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